Original link: https://www.med-technews.com/news/latest-medtech-news/ehf-technology-system-shows-promising-results-for-wounds-and/
Pflaster aus der Sprühpistole: Ein israelisches Unternehmen hat den kontaktlos auftragbaren, transparenten “Spincare” entwickelt.s.
Auf der Brandwunde erscheint ein kleiner roter Lichtpunkt. Er wandert über das verletzte Gewebe und entlang seiner Spur senkt sich ein feiner, weißer Sprühnebel aus Nanopolymerfasern ab, bis er eine flächendeckende Schutzschicht über der Wunde bildet: Fertig ist der neue Verband „Spincare“. Das israelische Unternehmen Nanomedic Technologies will damit vor allem die Versorgung von mittelgradigen Verbrennungen und chronischen Wunden erleichtern, bei denen die Haut bis maximal zur mittleren Lederhautschicht (Dermis) beschädigt ist.
Dichte Faserstruktur, freier Blick auf die Wunde
Auch die Wundkontrolle soll die Schutzschicht erleichtern. Sie wird im Kontakt mit der Wundflüssigkeit transparent und erlaubt damit einen schonenden Kontrollblick auf die Wunde. Sie lässt auch – ähnlich wie die echte Haut – Wundflüssigkeit austreten, ohne dass Wasser von außen eindringt. Dadurch können Patienten laut Nanomedic schon früh duschen. Mit seiner dichten Faserstruktur hält die Matrix laut Hersteller auch Erreger von der Wunde fern. Ist sie verheilt und nässt nicht mehr, löst sich die Spincare-Schicht ab.
Vor allem den jüngeren Patienten könnte auch die Art des Aufbringens gut gefallen. Das Elektrospinngerät sieht aus wie eine Sprühpistole. Aus ihr schießt eine flüssige Polymerlösung mithilfe eines elektrostatischen Feldes in hauchdünnen Fasern hervor – wie Spidermans Spinnenfäden aus dem Handgelenk – und bildet den Hautersatz auf der Wunde. Bisher eingesetzte medizinische Elektrospinngeräte, die etwa Wundverbände und Gefäßprothesen herstellen, sind sehr groß, computergesteuert und stehen in Reinräumen.
Geeignet für kleinflächige, unebene Stellen
Frank Sander vom Unfallkrankenhaus Berlin hat das Spincare-Gerät vor der Markteinführung getestet und gute Erfahrungen gemacht. „Vor allem bei unebenen Körperregionen wie im Gesicht hat die kontaktfreie Behandlung Vorteile, weil sie sich der Oberfläche wunderbar anpasst“, sagt der stellvertretende Chefarzt des Zentrums für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie. Selbst seltener zu wechselnde moderne Wundauflagen etwa aus Polylactit, sowie synthetische und biologische Oberhauttransplantate müssten meist erst auf ihre Konturen zugeschnitten und mit dickeren Deckverbänden bedeckt werden.
Für großflächige Wunden etwa auf dem Rücken würde Sander derzeit noch die herkömmliche Wundversorgung vorziehen, zumindest in der frühen Heilungsphase. „Gerade mit den Wundauflagen kann man da schneller Fläche machen. Wenn die Wunde aber nach zwei, drei Tagen nicht mehr so nässt, dann wäre Spincare auch hier eine praktikable Lösung“, sagt der Chirurg. Auch bei Hauttransplantationen biete es sich für die Versorgung der Entnahmestellen an. Insgesamt sei Spincare eine gute Ergänzung für „meinen Bauchladen, aus dem ich mir für jeden Patienten das optimale Produkt oder Behandlung aussuche“.